Es fehlt an psychologischer Unterstützung und Supervisionen in der Dienstzeit
23.12.2022
Ich bin Integrationslehrerin im 2. Dienstjahr in Wien. Ich arbeite Vollzeit und musste dieses Jahr bereits Klassenvorstand werden. Ich habe Kinder mit Beeinträchtigungen unterschiedlichster Art, manche wohnen im Obdachlosenheim, manche sind sehr gewaltbereite Kinder, die in betreuten WGs leben, andere noch sind traumatisierte Kinder aus Kriegsgebieten. Jeden Tag werden wir mit Konflikten aller Art konfrontiert, Unterstützung für uns Lehrpersonen gibt es kaum. Supervision anzufordern ist ein mühsamer Prozess, wenn man sie will, muss man sich alleine darum kümmern - ein Angebot vor Ort gibt es nicht. Wir sind ein sehr junges Team, viele sind unter 30 und in ihren ersten Jahren. Die Situationen, denen wir teilweise ausgesetzt sind, sind hart zu verkraften, Gewalt, Armut... Der einzige Weg für uns damit umzugehen, ist der Austausch untereinander. Von der Direktion ist kaum Unterstützung da, wir verwalten alles, wir sind Lehrer:innen, aber vor allem Bezugspersonen. Viele von uns sind in Psychotherapie, natürlich auf eigene Kosten.Will ich etwas außergewöhnliches mit den Kindern machen, zb einen Wunschbaum vor Silvester basteln, muss ich alles vom eigenen Geld zahlen. "Kann nicht abgezeichnet werden", heißt es.Wir sind müde, traurig, wütend und viele überlegen sich, wie lang sie sich das noch antun... Schade, denn die Kinder sind dann die, die es ausbaden müssen, die am wenigstens dafür können, die uns brauchen, die die Arbeit in diesem Beruf so schön machen.
F. (Integrationslehrerin in Wien)