Wo bleiben die Ressourcen für Inklusion?

11.04.2023
Ein Kind im Volksschulalter mit Lehrplan der allgemeinen Sonderschule, das aufgrund von motorischen Beeinträchtigungen nicht schreiben, aber am Computer tippen kann: Vor ein paar Jahren habe ich mehr als ein halbes Jahr auf einen Laptop für ein körperlich beeinträchtigtes Kind gewartet. Also organisiere ich einen Laptop über einen privaten Verein. Wartezeit: 1 Woche, Bürokratie: 2 Emails. Gibt es digitale Schulbücher für diese Lernstufe? Natürlich nicht. Also erlerne ich ein Programm mit dem ich Formulare erstellen kann und tippe die Seiten des Schulbuchs ab. In Mathematik finde ich zumindest eine CD Rom mit passenden digitalen Übungen, die ich über einen längeren Zeitraum verwenden kann. Abgesehen davon schreibe ich die Ergebniszahlen der einzelnen Seiten des Mathematikbuches Woche für Woche auf Etiketten, die der Schüler dann einklebt. Kinder, die ohne individuelle Unterstützung den jeweiligen Lehrplan nicht erfüllen können? Endlose Gespräche, Bürokratie, herausfinden, wer überhaupt zuständig ist. Um einen offiziellen Förderbedarf und somit Zusatzressourcen zu bekommen sind psychologische Diagnosen erforderlich. Die Eltern werden aufgefordert diese zu bringen – die Wartelisten sind endlos, man bekommt Termine nur mit ausreichender Hartnäckigkeit und Kenntnis des Systems. Das können viele Eltern nicht leisten. Ich unterstütze in vielen Gesprächen, erkläre, rufe mögliche Psycholog:innen an, ob es freie Termine gibt – natürlich immer unter Einhaltung des Datenschutzes!

S. (Sonderpädagogin, Wien)