Plattform für Lehrer:innenproteste
Die Plattform für Lehrer:innenproteste hat eine Initiative gegründet, die sich inhaltlich und symbolisch an die gegenwärtigen Proteste im Bildungsbereich anschließt: SCHULE BRENNT. Wir sehen uns als Teil eines größeren Netzwerkes aus Bildungseinrichtungen der Elementarpädagogik, Freizeitpädagogik, Schulen und Hochschulen sowie Bildungsinitiativen von Schüler:innen, Eltern und Studierenden.
Die neoliberale und bildungsfeindliche Politik, die Bildungsökonomisierung, hat in den letzten 20 Jahren sukzessive zu gravierenden Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen und zu Missständen im Schulsystem geführt. Sie hat den Lehrer:innenmangel und die chronische Unterbesetzung strategisch produziert. Sie hat die physische und psychische Belastung bei Schüler*innen und Lehrpersonen ignoriert und hat sich ihrer Verantwortung gegenüber dem Generationenvertrag entzogen.
Die jetzigen Schulstrukturen aus Leistungsdruck, standardisierten Überprüfungen, hierarchischen Machtstrukturen, Diskriminierungsmechanismen sowie Beurteilung und Verurteilung können die gesellschaftlichen Transformationsprozesse und die multiplen Krisen - allem voran die Klimakrise - nicht bewältigen. Und es geht sich schon lang nicht mehr aus, die Widersprüche und die Anforderungen zu kompensieren.
Bildungspolitik muss sich endlich an den Erkenntnissen der Wissenschaft, den Erfahrungen aus der Praxis und den Bedürfnissen der Schüler:innen orientieren. Wir brauchen einen strukturellen Umbau, der die gesamtgesellschaftliche Realität abbildet und systematische Selektion und Segregation überwindet. Einen gemeinsamen Lebensraum für Kinder, Jugendliche und Lernbegleiter:innen.
Das bedeutet, dass auf die gemeinsame Lehrer:innenausbildung, die 2012 installiert wurde, nun endlich die Umsetzung einer gemeinsamen Schule folgen muss - einer Gesamtschule; mit nachhaltigem Lehrplan; ohne Notenzwang; in der sich das soziale und emotionale Lernen auch in der Stundentafel widerspiegelt, bedürfnisorientierter und individualisierter Unterricht sowie freies Lernen stattfinden kann.
Das heißt auch, die Schulen brauchen multiprofessionelle Teams aus Pädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, Psychotherapeut*innen und Psychagog*innen, Inklusionspädagog*innen und -assistent*innen sowie Freizeitpädagog*innen. Zudem erfordert es ein Umdenken vom fremdbestimmten Klassensystem hin zu demokratisch organisierten und autonomen Lerngruppen, in denen Individualisierung und Inklusion keine leeren Worthülsen sind.
Einige konkrete Forderungen, die sich während der inhaltlichen Evaluierung gezeigt haben, sind: die Abschaffung der Deutschförderklassen und der standardisierten Testungen, Anpassung des Betreuungsschlüssels an kleine Lerngruppen, Gesundheitsvorsorge für Schüler:innen und Pädagog:innen, radikale Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Entlastung durch Auslagerung nicht pädagogischer Arbeiten, die Entprekarisierung durch ein faires transparentes Lohnsystem, die Anerkennung von Berufsjahren und Vordienstzeiten, sowie die Anpassung des neuen Dienstrechts und der Pädagog:innenausbildung.
Wir solidarisieren uns mit allen anderen Bildungsprotesten- und initiativen, sowie den Protesten im Sozial- und Gesundheitsbereich und unterstützen deren grundlegende Forderungen. Es braucht einen gemeinsamen Kampf mit und für alle, die unter dem System leiden!